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Meinungen von Klienten

 

Hier kommen ehemalige Klienten / Klientinnen zu Wort.

 

Der lange Weg aus der Sucht

Die Limmattaler Zeitung begleitete einen Klienten (Pseudonym: Marco Schneider) während seiner Therapiezeit im Neuthal und besuchte ihn drei Monate nach seinem Austritt privat.

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M.B.

Ich fühle mich heute noch mit dem Neuthal verbunden, obwohl schon zehn Jahre verstrichen sind, seit meiner Therapie dort. Für mich was das Neuthal ein Zuhause, das erste Zuhause, wo ich mich respektiert und angenommen fühlte. Da waren Leute, die mich ernst genommen haben und auf mich eingingen, so wie ich war… Etwas ganz Neues für mich! Zu den natürlich manchmal etwas anstrengenden Gruppensitzungen waren die allwöchentliche Musikgruppe, der Sport und die aktiven und kreativen Lager jeweils eine sehr geschätzte Abwechslung! Erinnerungen, an die ich immer wieder gerne denke…

 

Im Laufe meiner Therapiezeit habe ich gelernt, meine «ungesunden» Verhaltensmuster zu erkennen und auch zu ändern, Problem nicht aus dem Weg zu gehen, Konflikte zu bewältigen… Ich habe mich selbst mal kennen gelernt und gemerkt, wie wichtig es ist, mich selber auch ernst zu nehmen und meine Meinung zu vertreten, auch wenn ich mich dadurch nicht immer bei allen beliebt mache… Zudem habe ich auch gelernt, Eigenverantwortung zu übernehmen und endlich mal mit mir selber ehrlich zu sein, meine Meinung zu sagen, mich für meine Wünsche einsetzen. Diese Werte vermittle ich auch meinen Kindern und ich bin überzeugt, ihr Zuhause ist ein stärkeres, gesünderes Sprungbrett ins Erwachsenenleben als es meines war! Mein «Everybodys darling, Everybodys depp»-Mänteli habe ich definitiv an den Nagel gehängt und ich sage euch, es ist richtig befreiend und hat «saugut» getan!

 

Jeannine

Vorher

Ich führte ein Doppelleben, am Tag arbeiten um den Schein zu wahren, nachts auf die Gasse Geld anschaffen um Stoff zu kaufen, damit der nächste Tag kein Alptraum wurde. Dazu gehörte: Eltern und Freunde beklauen und anlügen. Das war ein normaler Alltag. Ein absolut stressiges Leben, dauernd in Angst auf den «Aff» zu kommen. Meine zweite fristlose Kündigung hatte ich mit 27 Jahren. Danach entschloss ich mich, eine Langzeit-Therapie zu machen. Der Wahrheit endlich ins Auge sehen. Das Schwierigste überhaupt war, mit einzugestehen, dass ich ohne Hilfe nie und nimmer aus diesem Sumpf rauskomme. Natürlich war ich ein absoluter Therapiegegner, denn niemand konnte mir eine Garantie geben, ob die nächsten 1-2 Jahre vergeudete Zeit sein werden. Wenn ich heute zurückblicke, war und ist es die beste Lebensschule.

 

1997-1998

Die Therapie war anfangs sehr anstrengend, doch mit der Zeit auch spannend, etwas über die eigene Person zu erkennen. Eine grosse Familie, die mich auch in schweren Zeiten stützte, ich fühlte mich nie alleine. Bei Problemen wurde zusammen eine Lösung gesucht. Ausflüge, Ferien, Sport: Eine wirkliche Oase. Natürlich gab es auch Arbeitsbereiche. Eine tolle Vorbereitung für ein neues Leben ohne Drogen. Heute weiss ich, die Garantie gab ich mir selber. Die Zeit, ein Jahr oder mehr,, was spielt es für eine Rolle, das Leben dauert viel länger.

 

Nachher

Im Dezember sind es nun 10 Jahre «clean»! Fast unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich arbeite in einer Zahnarztpraxis als Prophylaxeassistentin, eine Weiterbildung, die ich nach der Therapie absolvierte. Auch bin ich seit 4 Jahren verheiratet, habe einige Hobbys und würde mein Leben niemals mehr tauschen, denn ich bin glücklich und stolz!

 

Yvonne

Liebe Interessenten fürs Neuthal, am 26.10.1997 bin ich ins Neuthal eingetreten. Diesen Tag werde ich nie vergessen, es war ein entscheidender Schritt, der mein leben grundlegend änderte. Mein Leben vor dieser Zeit würde ich als zerstörerisch und krank bezeichnen. Ich verletzte viele Menschen in meinem Umfeld. Es war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Ich wollte nur eins: Drogen um jeden Preis! Irgendwann kam ich an den Punkt, wo mir bewusst wurde, dass ich mit diesem Lebensstil nicht mehr lange leben werde, ich bekam Todesangst. Das Leben, das ich führte, hasste ich, verabscheute es. Ich war ein körperliches und geistiges Wrack.

 

Das Leben im Neuthal hat mir eine Perspektive gegeben, mich unterstützt, mein finanzielles Chaos zu ordnen. Einen Teil meiner Schulden konnte ich im Neuthal abarbeiten. Ich lernte meine schmerzhaften und schönen Gefühle wieder zu spüren. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es war eine einfache Zeit. Aber eine schöne und spannende Zeit, die mich prägte. Es hätte täglich Gründe gegeben, um wieder abzustürzen, aber keinen, der es wert war. Ich gehe heute noch in eine Selbsthilfegruppe. Das gibt mir Kraft und Vertrauen. Ich bin am 20.8.2004 Mutter von Zwillingen geworden. Das war für mich unvorstellbar, einmal Mutter zu sein.

 

Ich wünsche euch auf eurem Weg viel Kraft und Vertrauen. Es gibt immer Gründe, um abzustürzen, keiner ist es wert, das Leben ist zu kostbar. Jeder Frust, jedes Reissen geht irgendwann vorüber. Nur für heute, morgen ist ein neuer Tag. Wenn ich heute Schwierigkeiten oder einen schlechten Tag habe, hilft mir dieses Denken, ihn zu überstehen ohne Drogen.

 

In Verbundenheit

 

Anonym

Was für einen Sinn machte mein Leben noch vor der Therapie? Keinen – oder keinen grossen! Tag für Tag diesen beschissenen Besorgungsstress. Ständig Angst zu haben, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Wo waren meine Freunde, die ich vor der Drogenzeit hatte? Alle weg! Welche Leute kannte ich überhaupt noch? Solche, die auch konsumierten und auf die ich nicht zählen konnte, vielleicht mit einer Ausnahme. Leute, die einem beschissen und anlogen. Und trotzdem, die verdammte Sucht! Trotz all dem Scheiss, der Tag für Tag ablief, konsumierte ich weiter. Na ja, einfach ist es bestimmt nicht, sich für einen Entzug und eine anschliessende Therapie zu entscheiden und das Ganze dann auch noch durchzuziehen. Doch irgendwann hatte ich die Nase so gestrichen voll, dass ich einfach wollte – es musste sein!

 

Die Zeit, die ich im Neuthal verbringen durfte – manchmal auch musste ;-) – veränderte mein Leben auf eindrucksvolle Weise. Ich denke sogar noch heute, dass allen Menschen, nicht nur süchtigen, eine Therapie gut tun würde. Sich selbst auf den Zahn zu fühlen, zu erkennen, wer man ist, wie man auf bestimmte Lebenssituationen reagiert und wie man schwierige Momente lösen kann ohne zu konsumieren, zu lernen, woher die Sucht kommt und wie man mit der Sucht umgehen kann, zu erfahren, welchen Wert die ehrliche Auseinandersetzung mit Freunden/Mitmenschen hat, sind Dinge, die ich im Neuthal erfahren durfte. Glaub mir, lieber Leser, diese Lebenserfahrung die Du während einer Therapie in Deinen Rucksack gepackt bekommst kann Dir niemand mehr nehmen und hat – so ist es auf jeden Fall für mich – einen unschätzbaren Wert. Die Zeit im Neuthal betitle ich für mich selbst als Lebensschule.

 

Es sind nun 7 Jahre vergangen, seit ich die Therapie abgeschlossen habe. Ich konnte mir an einem neuen Ort ein neues Leben aufbauen, habe es sogar geschafft eine kleine, eigene Firma zu gründen und habe viele gute, neue Freunde. Klar gab oder gibt es immer noch schwierige Lebenssituationen, aber all das was ich mir aufgebaut habe, ist mir so wichtig, dass die Drogen in weite Ferne gerückt sind. Ich glaube, dass ich sogar sagen kann, dass bestimmte Teile meines Lebenstraums in Erfüllung gegangen sind.